- Drossel
- Drossel1 Sf (ein Vogel) std. (10. Jh.) Stammwort. Mitteldeutsch-niederdeutsches Wort (ahd. drosela, as. throsla), das obd. droschel, droschdle ersetzt; vgl. ahd. drōsca(la). Vorauszusetzen ist wg. * þrust-lō f., auch in ae. þrostle, in das sich offenbar eine sk-Bildung eingemischt hat. Im Ablaut dazu steht anord. þro̧str m. aus * þrastu-. Zugrunde liegt ig. (weur.) * tr(o)zdo- "Drossel", das mit * storen- "Star" verwandt ist (Star1). Zugehörig ist außerdem die Lautung [ig.] * ter- zur Bezeichnung von Hühnervögeln, Tauben u.ä. Es wird sich letztlich um eine Schallwurzel * ter- handeln, die die regelmäßigen, nicht melodischen Laute dieser Vögel bezeichnet. Dazu mit s mobile und Suffix einer Täterbezeichnung * storen- "Star" (also eigentlich "Schmatzer o.ä.") und von einem s-Stamm ** teros- "das Gackern, Schmatzen usw." die Ableitung * tr(o)z-d-, bei der das d zu * dō- "geben" gehören kann, also "Schmatzlaut-Geber", "Drossel"; so in l. turdus m. "Drossel", mir. truid "Star", anord. þro̧str m. und mit Anlautvariation russ. drozd m., mit s mobile lit. strãzdas m. "Drossel". Die sk-Formen und l-Erweiterungen (diese möglicherweise nach dem Wort Amsel) in kymr. tresglen "Drossel" und den westgermanischen Wörtern. - E. P. Hamp erklärt die Anlautvariation (auch in kymr. drudw "Star") durch den Ansatz von * (s)drosdh-. In der Tat könnte mit * s-der-en "Star" neben * s-dr-os/z-d(h)- auszukommen sein.✎ Hamp, E. P. in Farkas, D., Jacobsen, W. M., Todrys, K. W. (Hrsg.): Papers from the Parasession on the Lexicon, Chicago Linguistic Society (Chicago 1978), 187f.;Hamp, E. P. ZVS 95 (1981), 81;LM 3 (1986), 1411f.;Lockwood (1995), 151-153. westgermanisch iwo.Drossel2 Sf "Kehle" erw. reg. (10. Jh., Form 13. Jh.), spmhd. drozze, drüzzel Stammwort. Weiterbildung mit l zu mhd. drozze, ahd. drozza aus wg. * þrutō(n) f. "Kehle", auch in ae. þrotu, in afr. throtbolla m. "Kehle" (oder Rückbildung aus früher bezeugtem (er-)drosseln (erdrosseln), wie me. throttle). Mit s mobile as. strota, mhd. strozze, nhd. (wmd.) Strosse; die nordfriesischen Mundarten setzen ebenfalls * strote voraus. Zugrunde liegt offenbar ein Wort für "Rohr", das in lit. tr(i)ušìs "Rohr, Schilfrohr", akslav. trĭstĭ vorliegt. Dieses vermutlich zu der unter strotzen behandelten Sippe: Das Wort bezeichnete (ausgehend von "wachsen, sprießen") urspünglich die Schößlinge, danach das (hoch aufgeschossene) "(Schilf-)Rohr" und andere hohle Pflanzenstengel. Vgl. Schnapsdrossel "Säufer" ("Schnaps-Kehle") und die Märchenfigur König Drosselbart ("Bart an der Kehle").Ebenso ne. throat.✎ Herbermann (1974), 69-107;Lühr (1988), 256f. deutsch io.
Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache. 2013.